Untersuchung therapeutischer Möglichkeiten durch Ernährung bei Fibromyalgie

Basierend auf den aktuellen Erkenntnissen besteht ein klarer Zusammenhang zwischen den Symptomen der Fibromyalgie, einer gesunden Ernährung, körperlicher Bewegung und der Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts.

Mehr als zwei Jahrzehnte nachdem die Weltgesundheitsorganisation die Fibromyalgie (FM) als klinische Einheit in der Internationalen Klassifikation von Krankheiten anerkannt hat,1 und trotz aktualisierter diagnostischer Richtlinien,2, 3 bleiben ihre Differentialdiagnose und effektive Behandlung schlecht definiert und daher schwierig. FM, welche als eine der häufigsten chronischen Schmerzzustände anerkannt ist, betrifft schätzungsweise zwischen 3% und 6% der Weltbevölkerung und etwa 10 Millionen Menschen in den Vereinigten Staaten, wobei überproportional mehr Frauen als Männer betroffen sind.4

FM kennzeichnet sich durch chronische allgemeinen Schmerzen, Empfindlichkeit sowie unbekannter Ätiologie aus, die oft von mehreren damit verbundenen Symptomen begleitet werden, darunter Müdigkeit, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, kognitive Beeinträchtigungen, Morgensteifheit, Depressionen und Magen-Darm-Erkrankungen.5,6,7 Die signifikanten Überschneidungen mit mehreren Krankheiten, darunter das chronische Fatigue Syndrom, Migräne, das Reizdarmsyndrom und die Kiefergelenkserkrankung, erschweren die FM-Differenzdiagnose und eine optimale Behandlung. Trotz dieser Herausforderungen hat FM einen eigenen Diagnosecode – M79.7 – erhalten, der das Syndrom erstmals als offizielle klinische Diagnose anerkennt.8

Derzeit gibt es keine Heilung für FM. Durch das Fehlen eines klaren Verständnisses der FM-Ätiologie und Pathophysiologie war eine effektive und kurative Behandlung schwer fassbar. Die derzeitige Behandlung von FM ist in ihrem Ansatz vielfältig und umfasst nicht-pharmakologische und pharmakologische Optionen. Der erste Ansatz umfasst körperliche Bewegung, kognitive Verhaltenstherapie und Interventionen zur Minimierung von FM-Auslösern, einschließlich Schlafstörungen wie Schlafapnoe, und Stimmungsprobleme wie Stress, Angst, Panikstörung und Depression.9,10,11  Pharmakologische Therapie wird empfohlen, wenn nicht-pharmakologische Ansätze die Symptome von FM nicht ausreichend kontrollieren. In den Vereinigten Staaten sind 3 Medikamente von der US Food and Drug Administration zur Behandlung von Fibromyalgie zugelassen; 2 dieser Medikamente, Duloxetin (Cymbalta) und Milnacipran (Savella), verändern Gehirnchemikalien (Serotonin und Noradrenalin), um die Schmerzstärke zu kontrollieren.9 Pregabalin (Lyrica) blockiert überaktive Nervenzellen, die an der Schmerzübertragung beteiligt sind. Andere pharmakologische Wirkstoffe werden verwendet, um andere Symptome wie Schlafstörungen und Depressionen zu behandeln. Trotz der verschiedenen verfügbaren pharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten hat kein Wirkstoff, oder seine Kombination, eine Wirksamkeit bei der Behandlung aller Symptome von FM gezeigt. Die Nebenwirkungen, die mit vielen der pharmakologischen Wirkstoffe verbunden sind, einige warnen vor ihrer Verwendung zur Behandlung von FM,12 erfordern ein besseres Verständnis der FM-Ätiologie, der Pathophysiologie und der Einflüsse die persönliche Gewohnheiten und Entscheidungen auf die FM-Symptome haben, welches eine neue Richtung in der FM-Behandlung geben könnte.

Unter den nicht-pharmakologischen Behandlungsansätzen entwickelt sich die Ernährung zu einem vielversprechenden Instrument für das FM-Management. Es wurde vorgeschlagen, dass ein Mangel oder Ungleichgewicht bei bestimmten wesentlichen Nahrungsbestandteilen zu einer Funktionsstörung der schmerzhemmenden Mechanismen führen kann, einschließlich Müdigkeit und anderer FM-Symptome. Tatsächlich sind Mängel bei bestimmten Aminosäuren, Magnesium, Selen und den Vitaminen B und D mit erhöhten Muskelschmerzen verbunden,5 und die Vorteile einer spezifischen Ernährung und Nahrungsergänzung wurden bei Patienten mit FM beschrieben.13

Die jüngsten Bemühungen haben versucht, das Verständnis für den Zusammenhang zwischen FM und Ernährung zu verbessern, insbesondere für den Zusammenhang zwischen Stoffwechselzustand und Muskelschmerzen und der Rolle von Vitaminen, Metallen und Antioxidantien.5,6,7 Zum Beispiel wurde eine an Antioxidantien reiche Ernährung, Lebensmittel, die den Stickoxidspiegel erhöhen können, und spezifische Vitamine wie Vitamin B12/Folkesäure und Kreatin-Ergänzung mit einer Verbesserung der FM-Symptome in Verbindung gebracht.5 Spezifische Ernährungsdefizite treten auch häufiger bei Personen mit FM auf, darunter ein Mangel an Vitamin B und D, Magnesium, Jod, Eisen, Melatonin, Selen und verzweigten Aminosäuren.5,6  Im Gegensatz dazu verschlimmern Lebensmittel, die reich an Histamin und Schwermetallen sind, einschließlich Quecksilber, Cadmium und Blei, die Symptome von FM.5  Es wurde vermutet, dass eine protein- und gemüsereichere Ernährung eine positive Wirkung bei der Reduzierung von Muskelschmerzen haben kann, möglicherweise wegen höherer Konzentrationen spezifischer Aminosäuren, die Energie für die Muskelfunktion und -stärke liefern, und der erhöhten antioxidativen Aufnahme aus Gemüse. 5,6

Nicht alle Aminosäuren sind jedoch von Vorteil, da ein erhöhter Homocysteinspiegel in der Rückenmarksflüssigkeit (Cerebrospinalflüssigkeit[CSF]) mit FM-bezogenen Muskel-Skelett-Schmerzen verbunden ist.5 Eine Studie, in der Personen mit FM und Reizdarmsyndrom mit einer glutamatreichen Ernährung herausgefordert wurden, ergab, dass sich die FM-Symptome im Vergleich zu Kontrollteilnehmern, die keiner Glutamatherausforderung ausgesetzt waren, verschlechterten.7 Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Glutamat bei einigen Patienten eine Rolle bei FM-Symptomen spielen kann. Studien haben auch die Auswirkungen von körperlicher Betätigung, Körpergewicht und Fettleibigkeit bei der Entwicklung oder Verschlimmerung der Symptome von FM untersucht.5,6,7 Eine kürzlich durchgeführte systematische Überprüfung ergab, dass Personen mit FM im Allgemeinen einen sitzenden Lebensstil haben, einen höheren Body-Mass-Index und eher übergewichtig oder fettleibig sind.6 Darüber hinaus zeigen fettleibige Personen eine höhere Schmerzempfindlichkeit, eine geringere Lebensqualität und eine höhere Prävalenz von Müdigkeit. Diese Symptome wurden auch mit einem reduzierten Konsum von proteinreichen Lebensmitteln und Gemüse, schlechtem Schlafverhalten und Depressionen in Verbindung gebracht. 5,6

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und FM kann einen tragfähigen Ansatz bieten, um individuelle Variationen der FM-Symptome zu erklären, die direkt mit den persönlichen Ernährungsgewohnheiten zusammenhängen, und kann einen möglichen Ansatz zur Individualisierung des Managements darstellen. Wenn ein optimales Ernährungsniveau erreicht wird, werden die FM-Schmerzen in der Regel gesenkt.5 Derzeit steckt die Forschung zur Unterstützung der Verbindung von Ernährung und FM als Ursache und Wirkung noch in den Kinderschuhen und es wäre zu früh dies kategorisch zu verbinden um die Formulierung spezifischer Ernährungsempfehlungen für das FM-Management zu ermöglichen. Basierend auf den vorliegenden Erkenntnissen besteht jedoch ein klarer Zusammenhang zwischen FM-Symptomen und gesunder Ernährung, körperlicher Bewegung und der Aufrechterhaltung eines gesunden Körpergewichts. Bei Personen mit FM kann die Bereitstellung von Leitlinien zur Verbesserung des Ernährungsverhaltens, zu denen auch eine Nahrungsergänzung zur Erreichung eines optimalen Ernährungszustandes sowie Interventionen zur Aufrechterhaltung des normalen Körpergewichts gehören können, zu einer besseren Kontrolle der FM-Symptome beitragen.


Quellen

[1] http://laff.es/en/25-Aniversary-World-Health-Organization-recognized-Fibromyalgia

[2] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2255502117300482?via%3Dihub

[3] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0049017216302086

[4] http://www.fmaware.org/about-fibromyalgia/prevalence/

[5] https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0753332218309697?via%3Dihub

[6] https://link.springer.com/article/10.1007/s00296-010-1443-0

[7] http://www.clinexprheumatol.org/abstract.asp?a=5359

[8] https://fibromyalgiaresources.com/fibromyalgia-recognized-official-diagnosis-new-medical-coding-list/

[9] https://www.rheumatology.org/I-Am-A/Patient-Caregiver/Diseases-Conditions/Fibromyalgia

[10] http://ard.bmj.com/content/early/2016/07/04/annrheumdis-2016-209724

[11] https://www.semanticscholar.org/paper/Management-of-fibromyalgia%3A-practical-guides-from-H%C3%A4user-Ablin/d387423775a0a81437adcc5abbc3ea3c88a9ac1f

[12] https://www.semanticscholar.org/paper/Update-on-Treatment-Guideline-in-Fibromyalgia-with-Kia-Choy/3bb1e22019accae7fa35f85248e6e8e2b6c0b894

[13] http://www.clinexprheumatol.org/abstract.asp?a=9149

https://www.rheumatologyadvisor.com/fibromyalgia/fibromyalgia-therapeutic-possibilities-of-nutrition/article/768730/

  • Februar 22, 2019